14.09.2022BlockadenGlaubenssätze
Negative Glaubenssätze erkennen und auflösen
Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht schön. Ich muss es anderen recht machen. Das Leben ist schwer. Kommen dir diese Sätze bekannt vor? Wenn du bei dem ein oder anderen gezuckt hast und sich ein vertrautes ungutes Gefühl gemeldet hat, dann hat sich ein Glaubenssatz gezeigt. Aber was genau sind eigentlich Glaubenssätze? Wie entstehen sie und warum triggern sie so? Diesen Fragen gehen wir heute nach. Fangen wir an.
Was sind Glaubenssätze?
Glaubenssätze sind tief sitzende Überzeugungen über uns selbst und die Welt um uns herum. Sie beeinflussen, was wir denken, wie wir fühlen, wie wir uns verhalten, welche Entscheidungen wir treffen. Glauben wir, dass z.B. die Arbeit schwer sein muss, um überhaupt etwas wert zu sein, dann werden wir übermenschliches leisten, immer mehr machen wollen als wir können und uns nie mit den Ergebnissen zufrieden geben. Denken wir dagegen, dass Arbeit leicht sein darf, dann werden wir mit mehr Spaß an Projekte und Aufgaben gehen.
Es gibt positive und negative Glaubenssätze. Positive Glaubenssätze können richtige Motivatoren sein, die dir bei der Erreichung deiner Ziele und Wünsche helfen. Sie stärken dich von innen, sind wohlwollen und aufbauend. Positive Glaubenssätze sind zum Beispiel:
- Das Leben ist schön.
- Ich bin gut so wie ich bin.
- Ich schaffe das.
- Alles wird gut.
- Nach jedem Hoch kommt ein Tief und nach jedem Tief kommt ein Hoch.
Negative Glaubenssätze dagegen wirken blockierend. Sie halten dich davon ab, mutig deinen Weg zu gehen, deine Bedürfnisse zu spüren oder für dich einzustehen. Limitierende Glaubenssätze sind zum Beispiel:
- Ich bin nicht gut/schön/wichtig/stark genug.
- Andere sind besser als ich.
- Ich bin eine Last.
- Ein Indianer kennt keinen Schmerz.
- Vertraue keiner Menschenseele!
Jeder Mensch hat eine Vielzahl an positiven und negativen Glaubenssätzen. Aber wo kommen Glaubenssätze eigentlich her?
Wie entstehen Glaubenssätze?
Glaubenssätze entstehen zumeist in der Kindheit zwischen dem dritten und siebten Lebensjahr. Die Auslöser können ganz unterschiedlich sein und lassen sich in drei Kategorien einteilen:
#1 Was deine Bezugspersonen dir vorleben
Wir können Glaubenssätze ganz unbewusst von wichtigen Bezugspersonen übernehmen. Wenn deine Eltern zum Beispiel Familie als das höchste Gut halten, dann wirst du höchstwahrscheinlich diese Annahme auch verinnerlichen.
#2 Was deine Bezugspersonen dir sagen
Glaubenssätze entstehen auch durch Sätze, die zu uns gesagt werden. Als Kinder nehmen wir alles, was unsere Bezugsperson sagt oder tut, wie ein Schwamm auf. Wir filtern nicht. Wenn du in deiner Kindheit zum Beispiel Sätze wie „sei nicht so laut“, „sei brav“ oder „benimm dich“ gehört hast, dann prägen sich diese Sätze ein. Da du sie nicht hinterfragst, fängst du an daran zu glauben und beginnst, danach zu leben.
#3 Erfahrungen und Interpretation
Glaubenssätze entstehen auch durch Erfahrung. Vor allem die Interpretation spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Ein Beispiel: Du hast deiner Mutter ein Bild gemalt und nun willst du es ihr zeigen. Du gehst in die Küche und sagst voller Stolz: „Mama schau mal, was ich dir schönes gemalt habe.“ Aber sie dreht sich nicht um, sondern nuschelt nur:”Ja ja, hast du ganz toll gemacht.”
Was du nicht weißt: deine Mama ist total im Stress. Sie muss das Mittagessen kochen, das Wohnzimmer putzen und den Kuchen backen, denn am Nachmittag kommen ja die Großeltern zu Besuch. Als Kind denkst du aber nicht, “Puh, meine Mama ist ja ganz schön gestresst”, sondern “mit mir stimmt etwas nicht”. Und daraus können sich Annahmen wie “mein Bild ist nicht schön genug” (meine Leistung ist nicht gut genug) oder “ich bin es nicht wert, dass man mich sieht” entwickeln. Dieser Glaubenssatz prägt sich ein und irgendwann bist du tief davon überzeugt, dass du lästig bist oder leisten musst, um überhaupt gesehen zu werden.
Negative Glaubenssätze auflösen
Mit diesen 4 Schritten kannst du limitierende Glaubenssätze auflösen:
#1 Glaubenssätze erkennen
Der wichtigste Schritt, um negative Glaubenssätze aufzulösen, ist sie zu erkennen. Das klingt total banal, ist aber gar nicht so leicht, denn sie sind oft unbewusst. Um ihnen auf die Schliche zu kommen, kannst du dich fragen:
- Wie denke ich über mich?
- Was denke ich über andere Menschen und die Welt?
- Was glaube ich, wird geschehen?
#2 Den Wahrheitscheck machen
Glaubenssätze erwecken den Eindruck, dass sie wahr sind. Daher sollten wir sie hinterfragen und auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Stelle dir mal folgende Fragen und beantworte sie spontan mit Ja oder Nein:
- Kannst du zu 100% sicher sein, dass dieser Satz über dich wahr ist?
- Kannst du zu 100% sicher sein, dass das dein Glaubenssatz ist und er dir nicht von anderen auferlegt wurde?
- Würden alle (deine Familie, deine Freunde) unterschreiben, dass dieser Satz über dich wahr ist?
Wenn du nur eine Frage mit Nein beantwortest, dann sei dir gewiss, dass dieserSatz nicht wahr ist und du ihn verändern kannst.
#3 Negative Glaubenssätze verändern
Nun geht es darum, eine Formulierung zu finden, die stimmiger für dich ist. Dabei musst du nicht deine negativen Glaubenssätze durch positive Gedanken ersetzen. Oftmals funktioniert dies nicht, weil wir eben nicht daran glauben. Daher mache lieber winzige Babyschritte. Wenn du z.B. den Glaubenssatz “ich bin nicht wichtig” hast, dann spiele mal mit Formulierungen wie “ich bin wichtig für meine Katze”, “ich bin noch nicht wichtig” oder “es gibt Menschen, die mich brauchen. Für die bin ich wichtig”. Fühle in dich hinein, welcher Satz in Resonanz mit dir geht und schreibe dir diesen auf. Lese ihn jeden Tag, um dich an ihn zu gewöhnen.
#4 Achtsam neue Erfahrungen sammeln
Beobachte dich und deine Umwelt mal sehr genau. Wie reagieren die Menschen um dich herum, wenn du dich entsprechend deines neuen Glaubenssatzes verhältst? Wie fühlst du dich damit? Unsicherheit ist in diesem Stadium völlig normal und menschlich.
Sei achtsam und sammle neue Erfahrungen. Je mehr du nach deinem neuen Glaubenssatz lebst, desto stärker wird er. Aber bedenke bitte, dass alles seine Zeit braucht und, dass Veränderung nicht von heute auf morgen geschieht. Deine negativen Glaubenssätze haben Jahrzehnte Zeit gehabt sich zu manifestieren. Habe deshalb Geduld mit mir!